Bad Münder Olé oder: Halbzeitpause für Lysander

Autor Daniel, Regisseurin Peggy

Aufgeregt sind wir vor jeder Aufführung, aber es gibt für uns ganz besondere Spielorte und ganz besondere Aufführungen. Zu den besonderen Aufführungsorten gehört für uns immer der Auftritt im Martin-Schmidt-Konzertsaal in Bad Münder. Warum?

Da passen viele Leute rein! Und was es noch besser macht: Da kommen auch immer viele. In diesem Jahr war der Saal erstmalig komplett besetzt. Voll! Unglaublich. Lysander bricht also auch hier alle bisherigen Didel-Dadel-Dum-Rekorde. Vor einer solchen Kulisse zu spielen verlangt meinen Schauspielern wirklich alles ab. Denn auch hier sprechen wir alle unsere Texte ohne Mikrofone.

In diesem Jahr kommt unser Torben mit einer dicken Grippe zum Spielort in Bad Münder. Fieber und Stimme weg. Das volle Programm! Und dann bringt der sich noch nicht mal eine Kanne Tee mit… Als Hauptdarsteller werden wir ihn über die ganze Vorstellung mit Wasser versorgen, damit er das letzte Bisschen Stimme behält. Eine spontane logistische Herausforderung für mich und Melli, unsere Requisiteurin. Die Aufregung steigt.

Daniel, der Autor des Stücks, wird heute erstmalig sein Werk aus der Sicht der Schauspieler betrachten. Er darf uns hinter der Bühne zuschauen. Ein absolutes Privileg, denn der geschützte Raum für die Darsteller ist normalerweise für jegliche Besucher Tabu – nicht nur wegen des Kostümwechselns. Damit er nicht wie ein Satellit im Weg herumschwirrt beschwöre ich Melli gleich, ihn für die Umbauten mit einzuspannen. Das klappt auch wunderbar, obwohl er zu Beginn etwas Angst hat „was falsch zu machen“.

Daniel und ich eröffnen das Stück. Ich habe mir für Bad Münder ein paar besondere Späße für meine Begrüßungsworte ausgedacht und die Rechnung geht voll auf. Das Publikum fliegt von der ersten Sekunde auf Lysander-Kurs.

An dieser Stelle schlagen wir hinter der Bühne immer kurz ein und unser „Wir haben sie!“ gibt allen Mut und Kraft für die nächsten Stunden. Die Aufführung läuft super. Ich habe am meisten Spaß daran zu sehen, wie Daniel die Reaktionen des Publikums auf sein Werk, das wir spielen, genießt. Er lacht oft mehr als das Publikum, versucht nur krampfhaft dabei keine Töne von sich zu geben. Ein Anblick, den ich wirklich gern gefilmt hätte!

In der Hafen-Szene fallen unsere Herren Hauptdarsteller ins Wasser. Dies simulieren wir immer, indem wir die Zwei kräftig mit Wasser besprühen. Ich mache mir einen Spaß daraus jeden der vorbeikommt nass zu spritzen. Bei den kleinen Schauspielerinnen habe ich da allerdings die Rechnung ohne den Wirt gemacht, denn sie bitten mich lautstark „noch mal“. So etwas darf natürlich nicht passieren.

Der Riesenspaß des Abends wird nur dadurch etwas getrübt, dass wir nicht wissen, ob wir uns im nächsten Jahr einen Auftritt hier im Konzertsaal noch leisten können. Die Bedingungen werden jedes Jahr härter/teurer und wir haben nun mal keinen Cent über. Die Gedanken fliegen hier im Kreis: Wird das Publikum auch einen anderen Spielort in Bad Münder so zahlreich besuchen? Kommen da die gleichen Leute? Wird es von der Atmosphäre her genau so gut sein? Wir werden sehen. Wenn im nächsten Jahr kein Sponsor für die Veranstaltung gefunden werden kann, dann heißt es ausweichen und flexibel waren wir als Team immer!

Und dann ist auch schon alles vorbei, dem Applaus folgt die Geschäftigkeit des Abbauens. Und es wird mir klar: Wow – die ersten 6 Aufführungen von Lysander liegen bereits hinter uns. Im nächsten Jahr geht es noch nach Afferde, Bakede und Lauenau und dann beginnt schon etwas Neues. Ein Meilenstein ist geschafft. Besonders gut geschafft. Ich bin stolz. Stolz auf jeden Einzelnen und jede Einzelne meiner kleinen Truppe. Und was hab ich sie in diesem Jahr gescheucht und geschleift. Meine Angst davor, dass das Publikum uns den Wechsel weg vom klassischen Theater übel nehmen könnte, dass wir mit Lysander an Niveau verlieren, gab den Ausschlag dafür. Unbegründet, das weiß ich jetzt. Naja – hinterher ist man immer schlauer! Stefan sagt ich hätte das Stück sehr gut inszeniert, ihm die größtmögliche Menge Leben eingehaucht. Die Chemie zwischen uns und Daniel war einfach genau richtig, darauf führe ich es hauptsächlich zurück. Denn er hat mit seinen Worten genau eingefangen, was wir ihm als Ideen auf den Weg gegeben haben und so hatte ich für jede/n das perfekte Bild vor Augen.

Das Kompliment wird sich wohl erst beweisen lassen, wenn ein weiterer Regisseur das Stück für sein Ensemble auswählt und eine Vergleichsmöglichkeit geschaffen ist. Also frisch ans Werk Kollegen!

Peggy

4 Comments

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  3. Ich meinte natürlich: da oder dort ist einfach ein geniales Publikum…

  4. ich muss Dir ja so zustimmen.
    BAD MÜNDER, der steppt der Bär, der brennt die Bude, der ist einfach ein geniales Publikum. An dieser Stelle allen Lesern dieses Eintrages, die in Bad Münder für die Megastimmung gesorgt haben, ein Dankeschön 🙂

    roland