Don Quijote: Bilanz der Regie

Don Quijote, Junges Theater Beber: Gedränge vor der Herberge

Regie ist ein nettes Wort. Steht es bei uns doch eher für „Mädchen für alles“.

Aber eine Meinung zur vergangenen Saison hab ich natürlich sehr wohl. Auch wenn es mir jetzt, wo ich gerade 2012 und 2013 parallel plane, sehr schwer fällt mich auf  den Don Quijote zu konzentrieren.

Nach zwei Jahren leichtfüßigen modernen Humors aus der Feder Daniel Nagels ist es meinen Schauspielern besonders schwer gefallen, sich wieder in einen klassischen Stoff einzufinden. Noch wenige Wochen vor Premiere war der Funke nicht übergesprungen und die halbe Mannschaft hatte kein Gefühl für das Stück und damit auch nicht für die eigene Rolle. Zum Glück ist es auch dieses Mal so gewesen, wie es immer ist: Irgendwann macht es „KLICK“.

Bei uns war es der Moment, an dem Sancho und der Ritter sich begannen in ihren Rollen wohl zu fühlen. Der sprühende Witz, der von beiden ausging, hat alle anderen angesteckt! Und plötzlich haben wir es alle gesehen – unser Stück! Ein Moment wo dem „Mädchen für alles“ ein Stein vom Herzen fällt. Denn ab sofort weiß ich: Es wird gut!

Und das wurde es. Richtig gut. Alle haben in ihren Rollen geglänzt. Und dann hab ich meine Aufgabe gut gemacht. Denn auch wenn mir oft die Verteilung der Rollen übel genommen wird, so treffe ich sie ganz bewusst und mit Bedacht. Und wenn das Publikum am Ende tosenden Beifall spendet, dann war alles richtig. Das haben sie getan und der zweite Stein fällt. Danach läuft alles wie in einem Uhrwerk. Aufführung für Aufführung.

Währenddessen bin ich dann mit dem Kopf schon im nächsten Jahr. Meine Saison beginnt eben im Gegensatz zur Saison des Zuschauers im März. Ich beobachte ganz genau: Wer macht sich? Wer hat dieses Jahr keine Lust? Wer braucht ein Schulterklopfen? Wer muss gebremst werden? Wer hat Angst? Usw. – Schrittchen für Schrittchen puzzelt sich das Stück zusammen. Manchmal habe ich Angst, dass wir uns zu viel vorgenommen haben, dann werde ich nervös. Das war beim Don Quijote sehr oft der Fall. Aber am Ende hatte Stefan das richtige Händchen und hat uns einen fantastischen Text beschert! Eine zauberhafte Geschichte, die vor allem Roland und Torben auf den Leib passte. Die beiden haben vielleicht die Rollen ihres Lebens gespielt.

Und da kommt dann auch der leicht bittere Geschmack der Saison zum Vorschein. Roland wird umziehen und hat daher das Theaterspielen mit uns zunächst aufgegeben. Verständlich und absolut richtig, auch wenn es sich im Moment für mich noch falsch anfühlt. Denn auch wenn es einige nicht glauben, durch die enge Zusammenarbeit ist mir jedes Mitglied der Gruppe sehr ans Herz gewachsen und am Ende tut der Abschied von jedem irgendwie weh.

One Comment

  1. :-* Mir fällt es auch nicht leicht :‘-(