Unser Stück: ROSA

Wir sind Rosa: Spiel mit dem Feuer (Junges Theater Beber)

Worum geht es in dem Stück Rosa?

Das vieraktige Drama „Rosa“ von Daniel Nagel beschreibt einen Abriss von Rosa Helfers‚ Leben und politischem Wirken durch die Wahrnehmung eines heutigen fünfzehnjährigen Teenagers. Die rebellische Kim entdeckt das Tagebuch der Politikerin auf dem Dachboden und lässt sich durch Rosas Erzählungen von Tag zu Tag mehr in den Bann ziehen.  Ihre wachsende Neugier eröffnet ihr und den Zuschauern die Möglichkeit, Rosas bewegtem Leben auf eine sehr persönliche und eindringliche Weise zu folgen.

Kim – ein eigensinniger und aufmüpfiger Teenager – steht in ständigem Konflikt mit ihrer Mutter, hält Regeln und Verbote für überflüssig und möchte am liebsten ausziehen. Ihr größtes Interesse gilt ihrer Freundin Laura, mit welcher sie zu jeder Stunde über ihren Laptop und das Handy in Verbindung steht. Als sie wieder mal zu spät nach Hause kommt, wird sie von ihrer Mutter zum Aufräumen auf den Dachboden verbannt – ausgerechnet am Samstag. Dem Tag, an dem Lukas Party stattfindet – Kims Schwarm, den sie unbedingt sehen und „rumkriegen“ möchte.

Schon bald stößt sie auf Rosas Tagebuch und beginnt zunächst nur widerwillig und mit wenig Interesse zu lesen – der erste Tagebucheintrag versetzt sie in eine Schulszene in Rosas Kindheit. Johann, ein Freund Rosas, hat seine Fibel vergessen und wird dafür vom Lehrer als „Bauernpack“ beschimpft und brutal verprügelt. Rosa empfindet das als „so ungerecht, dass [sie] einfach nicht sitzen bleiben konnte“,  und steckt letztendlich einen großen Teil der Prügel selbst ein.

Kim liest die ganze Nacht im Tagebuch und ist von Rosas Verhalten sehr beeindruckt. Allerdings kann der Teenager Rosas selbstlosen Einsatz nicht verstehen – sie würde sich hingegen „nicht einmischen“. Laura kann die Faszination der Freundin für ein Buch „aus dem Mittelalter“ nicht nachvollziehen und zieht Kim für ihre neu entdeckte Leselust auf.

Im Laufe von Kims Aufenthalt auf dem Dachboden erfährt man zunehmend mehr über den Beginn von Rosas politischem Engagement: Nach ihrer Ausbildung zur Erzieherin entschließt sie sich, der SPD beizutreten. Dies erfordert jedoch, dass sie sich als Mann unter dem Decknamen Richard Hufschmied gegenüber den ausschließlich männlichen Mitgliedern vorstellt. Sie will „frischen Wind in die Partei bringen“ und wird von den Genossen bereitwillig aufgenommen. Schon bald ist Rosa von den Sitzungen und der mangelnden Rede- und Diskussionsbereitschaft der Mitglieder sehr enttäuscht.

Das gewagte Verkleidungsspiel kostet sie darüber hinaus die Beziehung zu  Erich – ihrem Verehrer, der Rosas Vorgehen jedoch nicht vertreten will und um seinen Ruf und den seiner Familie fürchtet. Der Streit eskaliert so weit, dass Erich Rosa beleidigt und sogar ohrfeigt, weil diese darauf beharrt, dass Politik Aufgabe des Volkes und damit auch ihre Aufgabe sei. Als ihre Verkleidung erwartungsgemäß ein halbes Jahr später auffliegt, stimmt die SPD-Ortsgruppe in Hameln überraschenderweise mehrheitlich für Rosas Verbleiben in der Partei – was jedoch keineswegs eine einfache Position für Rosa ist:  Sie muss sich gegen Männer behaupten, die nach wie vor Frauen und Politik für unvereinbar halten.  Die Passivität und der fehlende Elan der SPD machen sie zudem zeitweise sehr wütend. Allerdings verliert Rosa nicht den Glauben daran, dass ihre  Ideen und Vorschläge früher oder später „der Meißel im alten, spröden Stein dieser Partei“ sein könnten.

In der gleichen Sitzung, in der Rosas Verbleib in der Partei beschlossen wird, lernt sie ihren zukünftigen Ehemann Friedrich kennen, mit dem sie ihre politische Einstellung teilen kann und welcher ihr Engagement und ihren Mut ehrlich bewundert.

Mit zunehmender Lektüre kann Kim die anfängliche Distanz zu Rosa immer mehr überwinden und spricht von einer Frau, einem Mädchen wie sie, das sich in der Männerwelt behaupten müsse.

Als Kim anschließend – von Liebeskummer geplagt – ihre Freundin Laura anruft, zeigt diese, dass Rosa auch bei ihr einen starken Eindruck hinterlassen haben muss: Laura spricht von einer taffen und starken Frau, die einen Versager wie Lukas in die Schranken gewiesen hätte und kann ihrer Freundin damit Trost spenden. Als Kim zusätzlich von der Katastrophe in Rosas Liebesleben hört, relativieren sich auch ihre Probleme: „ […] je mehr ich darüber nachdenke, wie das Gefühl sein muss, wenn der eigene Freund oder Partner oder Ehemann vor einem steht und sagt, dass er jetzt in den Krieg zieht, desto kleiner und unwichtiger kommen mir meine Streitigkeiten mit Lukas vor.“

Als Kim und Laura anschließend von Friedrichs Tod und Rosas Kummer und Schmerz lesen, sind die sonst so aufgeklärten Teenager sehr betroffen und zu Tränen gerührt.

Nach dem Verlust Friedrichs kann Rosa ihre politische Karriere fortsetzen, wird in den Preußischen Landtag gewählt und spricht dort als „Frau und Freie“ von einer „Revolution“ und dem hart erkämpften demokratischen System, welchem nun auch Taten folgen müssten. Als sie ihre Parteigenossen auffordert, endlich aufzustehen und loszumarschieren, wird sie nur ausgebuht. Zu groß sind die Vorurteile gegenüber einer Frau in der Politik, zu klein der Wille zum Handeln. Da Rosa bei einer Befreiung des Volkes dort beginnen will, „wo die Wurzel des Übels sitzt“,  kündigt sie den anwesenden Mitgliedern eine harte Prüfung des deutschen Justizvollzugs an.

Im Anschluss wird geschildert, wie Rosa dieses Vorhaben in die Tat umsetzen kann. Als Oberin in einem Gefängnis in Moabit kann sie dank der Einführung neuer und erfolgreicher Maßnahmen im Umgang mit den Insassinnen zur Direktorin aufsteigen.

Parallel zeigt Kim unerwartete Stärke und Selbstbewusstsein, als sie ihren Schwarm Lukas mit deutlichen Worten aus dem Haus schmeißt, als dieser sie bedrängt und ihr viel zu nahe kommt. Als sie das nächste Mal das Tagebuch aufschlägt, murmelt sie einen stillen Dank an Rosa.

Diese wird aufgrund ihrer Zugehörigkeit zu einer „höchst bedenklichen Partei“ durch die Gestapo ihres Amtes als Direktorin der Strafvollzugsanstalt enthoben. Rosa fügt sich resigniert ihrem Schicksal und  will den Streit nicht auf dem Rücken anderer austragen.

Wie sehr der Einfluss der neuen politischen Führung bereits reicht, wird Rosa zudem bewusst, als sie auf Erich trifft, der mittlerweile „im neuen System“ Karriere gemacht hat und zum Major der Gestapo aufgestiegen ist. Trotz seiner offensichtlichen Abneigung gegen die SPD will er Rosa abermals für sich gewinnen. Als diese ablehnt, reagiert er gewohnt aggressiv und lässt sie kurzerhand von Schergen ins Untersuchungslager Buchholz abführen.

Auch hier taucht ein alter Bekannter aus der Vergangenheit auf: Rosas Schulkamerad  Johann ist  „einer von ihnen“ geworden – ein Soldat und Wächter in Buchholz, der sich sein gutes Herz jedoch bewahren konnte und Rosa die Aufsicht einer Gruppe von Kindern im Lager anvertraut, welche sie überaus dankbar annimmt.

Bei Kim zeigen sich letztendlich überraschende Wendungen: Sie hat mit Lauras Hilfe den Dachboden aufgeräumt und auch das Verhältnis zu ihrer Mutter bessern können.

Die Inhalte des Theaterstücks „Rosa – ich kann deinen Herzschlag hören“ sind angelehnt an die Lebensgeschichte Rosa Helfers, jedoch wird kein Anspruch auf historische Korrektheit oder Vollständigkeit erhoben.