ROSA aus der Sicht des „Seniors“

Rosa Premiere: Der Schulmeister (Junges Theater Beber)

Nachdem Johanna eindrucksvoll ihre Gedanken und Emotionen aus „ROSA“-Sicht geschildert hat, nun eine Schilderung meiner Eindrücke aus der Sicht des „Seniors“ in der Truppe.

Nun ja, was kann oder soll man hier schreiben?

In den Vorgesprächen an denen ich teilnehmen konnte, bemerkte ich das die Hoffnungen und Erwartungen die an uns gestellt wurden, schon auf einem sehr hohen Niveau lagen. Je näher der Premierentermin kam, hatte ich allerdings das Gefühl, dass sich auch eine gewisse Skepsis und Unruhe in dem Gesprächskreis ausbreitete und die unausgesprochene Frage: „Wird das gut gehen?“ im Raum schwebte.

Als unverbesserlicher Optimist habe ich mir immer wieder gesagt: „in der Ruhe liegt die Kraft und wir sind die Kräftigsten überhaupt!“. Dieses Stück ist allerdings eine echte Herausforderung für uns und ich sehe es aus zwei unterschiedliche Positionen.

Als Bühnenbauer:

Wir haben erstmals eine Bühne, die größer als unser „Standard“ werden soll. Hinzu kamen auch diverse Sonderwünsche unserer Chefin:

  • „Kimi“ soll auf einer höheren Bühne sitzen!
  • eine Tür zum „zuknallen“ wäre nicht schlecht!
  • ein „Stacheldrahtzaun“ muss her!
  • das Licht muss besondere Anforderungen erfüllen!

Also folgten viele Gespräche, Gedankenspiele und noch viel mehr Zeichnungen (die meisten landeten im Altpapier), bis sich dann herauskristallisierte „da ist es, das wollen wir“.

Nun kam die (wie immer zu kurze) Zeit zur Umsetzung der Ideen. Wie kann das von Peggy Gewünschte realisiert werden, was ist machbar – was nicht, welcher Aufwand muss getrieben werden, wie bekommen wir das Ganze transportiert und aufgebaut?

Es wurde vieles probiert, verworfen, beschafft und gebaut, bis wir alles so hatten wie es sein sollte. Zwischendurch die Erstellung einer Checkliste für die Veranstalter mit den Mindestanforderungen (Platz, Strom usw.) an die Spielorte.

Dann die Besichtigung der ersten Spielorte:

  • WBZ Hameln – kein Problem, Platz ohne Ende für uns.
  • Martin-Schmidt-Konzertsaal Bad Münder – kein Problem, kennen wir aus anderen Vorstellungen.
  • Schlosskapelle Bevern (Bevern, wo ist das denn?) – entspricht in keinster Weise unseren Mindestanforderungen.

Alles muss in stundenlanger Arbeit mehrfach umgeplant werden, da hier nichts passt was geplant ist, der Raum zu eng ist, wenig Platz für uns hinter der Bühne ist, Pfeiler im Wege stehen, das Licht nicht wie vorgesehen gestellt werden kann usw. – Hat aber letztendlich nach einiger gemeinsamer „Bastelei“ geklappt, mir aber auch gezeigt das eine Vorbesichtigung der Spielorte dringend nötig ist. Ich bin schon darauf gespannt, was uns bei den nächsten Besichtigungen alles erwartet.

Dann der große Moment, der erste Aufbau! Wird alles so passen und funktionieren wie es geplant ist? Jaaah, es geht!!! Kleinere Änderungen sind zwischen den Vorstellungen zwar immer noch nötig, um Probleme die bei der Vorstellung auftreten zu beseitigen, aber das ist völlig normal!

Als Schauspieler:

(ich treibe den Altersquerschnitt vom „Jungen Theater Beber“ kräftig in die Höhe): Durch eine unbedachte Äußerung musste ich in der letzten Saison mit auf die Bühne. Als Baum – nicht sehr anspruchsvoll, aber der volle Erfolg. Dieses Jahr nun eine kleine Rolle als „Schulmeister Hermann“.

Ich habe inzwischen aber eine Hochachtung vor allen jungen Schauspielern die, scheinbar mühelos, ihre ewig langen Texte lernen können.

Dann endlich, die Premiere in Hameln:

Die Bühne steht wie geplant, das Licht ist eingerichtet, die Requisiten stehen bereit und der Saal füllt sich langsam.

Also umziehen und nochmals den Text durchgehen. Der Saal ist voll, das Licht geht aus und unsere Musik ertönt. Fast unerträgliche Spannung hinter der Bühne. Wird alles gut gehen und die Vorstellung beim Publikum ankommen?

Die Tür geht auf und Kim stürmt fluchend auf die Bühne. Jetzt gibt es kein Zurück mehr. Ich laufe unruhig hinter der Bühne hin und her um meine Nervosität abzureagieren. Einige Schauspieler versuchen mich zu beruhigen „du schaffst das schon“. Die haben gut reden als „Profis“!

Dann mein Stichwort und ich muss raus auf die Bühne und meinen Teil zum Gelingen des Projektes beitragen. Ruckzuck laut geschimpft, rumgebrüllt, zwei Kinder „verprügelt“, den Rohrstock zerschlagen und schon ist es geschafft. Von der Bühne runter und riesige Steine fallen vom Herzen. Meinen weiteren Auftritten am Abend sehe ich nun schon viel ruhiger entgegen.

Irgendwann kommt dann der Schluss und wir müssen uns dem Urteil des Publikums stellen! Wie wird es reagieren?
Wir betreten nach und nach die Bühne und: über 300 Zuschauer feiern uns mit stehenden Ovationen.

Wir haben es geschafft und es ist ein riesiger Erfolg geworden.

Die ganze Mühe und Arbeit hat sich gelohnt, wir haben gezeigt „es ist gut gegangen“ und wir können stolz auf uns sein. Als Team können wir alles erreichen, wenn wir nur zusammenhalten!

Nun haben wir schon 3 erfolgreiche Aufführungen hinter uns gebracht und ich bin davon überzeugt, dass wir die in uns gesetzten Erwartungen erfüllt haben.

Ich freue mich schon auf die nächsten Aufführungen nach den Sommerferien.

One Comment

  1. Cooler Text 🙂 War super die Premiere 🙂
    Hans- Georg du bist für DDD echt Gold wert! Vieken Dank 😉