Mein Leben in der Dunkelkammer – Der innere Monolog eines Teddys

Kuscheltiere haben’s schwer bei uns - Ego-Futter für Seberius

3. Akt, 2. Szene:

Ein belebter Hafen. Man kann Möwen schreien hören. Menschen rennen geschäftig umher.

Seberius: Nun, da wir die Tochter haben, schaffen wir sie erst einmal in unseren Unterschlupf.

Jazill: Unsichtbarer Auftritt, hinter oder aus dem Bauchladen. Stiehlt bei einem Marktstand Obst. Ganz recht. Dort werden uns die Handlanger des Bürgermeisters nicht finden. Und dann können wir ein unglaubliches Lösegeld erpressen. Gold und Edelsteine, so viele, dass wir sie kaum tragen können.

Seberius: *entzürnt. Holt Teddy raus und beginnt ihn zu knautschen* Wir werden kein Lösegeld erpressen, weil ich …

Serpentia: Ganz ruhig, Bruder. Ganz ruhig …

Seberius: Ich kann nichts für diese Dummheit. Ich werde sie nicht grausam bestrafen. Ich kann nichts für diese Dummheit. Ich werde sie nicht grausam bestrafen.

– – –

Da jeder unserer Zuschauer oder Leser des Buches die Szene kennt, stellt sich jetzt die Frage, wie es wohl dem kleinen Teddy in Mikes Händen dabei geht:

3. Akt, 2. Szene:

Ein belebter Hafen. Man kann Möwen schreien hören. Menschen rennen geschäftig umher.

Teddy: Ich höre Möwen und irgendwelche Marktweiber … Aber ich weiß gar nicht wo ich bin. Vielleicht an einem Hafen?

Manchmal kommt mir mein Leben ganz schön einsam vor. Ganz alleine verbringe ich den Tag über in meiner privaten Dunkelkammer. Ich wohne nämlich in einer dunklen Innentasche im schwarzen Mantel vom Bruder oder Meister … So wird er jedenfalls die meiste Zeit über von diesen beiden nervigen und dummen Schnepfen genannt, die dazu noch ziemlich freizügig rumlaufen … Hmm, woher ich das weiß? Alle halbe Stunde werde ich hinaus geholt und dann ganz schön gemein behandelt. Der Bruder knautscht auf mir rum und versucht mir meine Gliedmaßen rauszureißen. Was soll das denn??? Ach ja, als Teddy hat man es eben nicht leicht …

Halt, ich höre ihn schon wieder von irgendeiner Tochter reden. Die muss wohl sehr wichtig sein. Denn andauernd geht es nur um sie. Jetzt sprechen die von Gold und Edelsteinen. Hmm, vielleicht sind diese beiden Schnepfen doch gar nicht so dumm …

Oh Hilfe, jetzt werd ich rausgenommen und – oh manno – schon wieder gequetscht. Was bildet sich dieser riesige fast glatzköpfige Mann eigentlich ein? Hin und her werd ich von einer Hand zur nächsten Hand geworfen. Ich komme wie in einer Achterbahn vor. Ich glaub gleich wird mir schlecht …

Jedenfalls versucht ihn die eine Freizügige schon zu beruhigen. Also hör doch endlich mal auf sie!

Hey, das klappt ja sogar. Er wird ruhiger und hmmm … jetzt werde ich sogar ein wenig gestreichelt und massiert. Hach, so schlimm ist das Leben in meiner Dunkelkammer ja doch nicht.

Aber ich hab trotzdem so das Gefühl, dass das noch nicht alles war …

Und wie Recht der kleine Teddy damit hatte!

Steffi

One Comment

  1. Ist die Idee, die Szene aus der Sicht des armen Teddys zu schreiben gekommen?
    Auf jedenfall sehr geil 😀 Aber bald ist er ja erlöst 😉