von Daniel Nagel, Autor von Lysander
„Wird dein neues Stück besser als Lysander?“ ist eine Frage, der ich mich in den letzten Wochen häufiger ausgesetzt sah. Ich beantworte sie grundsätzlich mit einem Kopfschütteln. Doch bevor ich darauf eingehe, möchte ich ein wenig den kreativen Prozess erläutern, der hinter dem neuen Stück steht.
Schaut man sich den Titel meines Gastbeitrages hier im Didel-Dadel-Dum Blog an, sollte man meinen, dass die kreative Schreiberei nichts weiter ist als stumpfe und mechanische Arbeit. Doch mit stumpfer und mechanischer Arbeit wäre ein Stück wie Lysander niemals machbar gewesen. Und genau da liegt in meinen Augen auch die größte Herausforderung für die Kreativarbeit am Stück für die Spielzeit 2010/2011. So erfreulich die Begeisterung des Publikums über Lysander auch ist, so viel Spaß die Aufführungen allen Beteiligten auch gemacht haben, so hoch ist auch die Messlatte für das neue Stück und damit die Herausforderung um einiges größer, als sie es noch vor knapp einem Jahr in der schöpferischen Phase von Lysander gewesen ist.
Wären wir in Hollywood, würde die Devise für das zweite Stück sicher lauten, mit den verfügbaren Mitteln einen möglichst großen Erfolg zu schaffen und dies vor allem dadurch sicherzustellen, dass man auf keinen Fall von Elementen und Stilmitteln abweicht, die bereits im ersten Teil funktioniert haben. Was sich wirtschaftlich vielleicht noch rechnen mag, erschafft ein kreatives Vakuum und beschert uns jedes Jahr ein Kino, dessen Spielplan mit halbherzig produzierten Filmen gefüllt ist.
Zum Glück sind wir nicht in Hollywood.
Genau deshalb habe ich gemeinsam mit dem Vorstand von Didel-Dadel-Dum die sich bietende Gelegenheit genutzt und uns teils nur wenig, teils sehr drastisch von den Elementen entfernt, die man trotz der Einzigartigkeit einer jeden Aufführung, eines jeden Stückes, als wiederkehrendes Moment bezeichnen konnte. Die einzige Prämisse dabei ist gewesen, dass es dem Jungen Theater und vor allem dem Zuschauer wie im jedem Jahr viel Freude und Spaß bereiten sollte.
Ganz ehrlich: viel mehr künstlerische Freiheit kann man sich als Stückeschreiber wohl kaum wünschen. So verließ ich gemeinsam mit unserer „kreativen Taskforce“ die ausgetretenen Pfade hin zu einem für Didel-Dadel-Dum neuen Szenario. Der Beitrag von Steffi lässt bereits einiges erahnen. Denn dort, wo sich zuvor ungestüme junge Autoren und die Gestalten ihrer Fantasie tummelten, bewegen sich nun Gangster, Huren und eierköpfige Wissenschaftler in einer Geschichte, deren Hauptmotivation dieses mal ganz bestimmt keine zarte und aufkeimende Liebe sein wird.
Dieses neue Szenario eröffnet nicht nur mir als Autor, sondern vor allem den Schauspielern zahllose neue Möglichkeiten, sich kreativ zu entfalten und vielleicht in eine Rolle zu schlüpfen, von der sie bestimmt nicht gedacht hätten, sie jemals zu spielen.
Fortsetzung: Die Planung für unser Stück 2010 (Teil 2) …
Daniel
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Hah Daniel,
welch Hollywood kritischer Beitrag deinerseits.
Großartig 🙂